Der rote Faden durch mein Leben.


Wir waren uns mal ganz nah. Damals vor 30 Jahren. Wir lebten eine innige Beziehung über mehrere Jahre. Eine Zeitlang als Fernbeziehung. Ich war fast jeden Monat dort, aber eben nicht mehr ständig. Dann entschied ich mich zu gehen, für immer. Es war eine schwere Entscheidung. Doch sie war nötig. Weil es mir auf Dauer nicht gut tun würde, beruflich keine Perspektive bot. Adiós – meine Insel Gran Canaria.

 

Doch fangen wir von vorne an.

Ich ermögliche dir einen Blick durch ein großes Schlüsselloch – auf mein Leben und einige markante Erlebnisse. Im Zeitraffer.

So bin ich zu der geworden, die ich heute bin…

 

1 – Landidylle, oder was?

Ich bin in einem kleinen, schwäbischen Dorf aufgewachsen. Der Sommer gehörte den Wiesen, Wäldern und alle Kinder spielten auf der Dorfstraße miteinander. Wo jeder jeden kannte und jeder über jeden Bescheid wusste. Am Dialekt konnte man zuordnen, aus welchem Dorf du kamst. Ich glaube, das ist heute noch so.

 

2 – Als Siebenjährige

begann ich meine ersten Geschichten in einem Schulheft aufzuschreiben. Leider ging es verloren. Ich habe mit den Geschichten die Scheidung meiner Eltern verarbeitet. Das gab es sonst nirgendwo im Dorf.

 

3 – Als Achtjährige

wollte ich Schriftstellerin werden und lernen, wie das Bücher Schreiben geht. Deswegen habe ich jede Woche 2-3 Kinderbücher „verschlungen“ und hatte bald den ganzen Bestand unserer kleinen Dorfbücherei durch. Frau „Oberin“, eine Nonne, die auch unsere Grundschullehrerin war, suchte dann weitere Bücher für mich aus.  

 

4 – Von der Not zur Tugend

Ich bin mit meinem jüngeren Bruder überwiegend bei der Oma aufgewachsen, die sich aber eher bei mir anlehnte. Somit musste ich schon sehr früh selbständig sein und ich entwickelte viel Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein.

 

5 – Als Zwölfjährige

war einer meiner Lieblingsschlager „Island in the sun“ von Harry Belafonte. Vom Text verstand ich nicht viel, aber das Fernweh war geweckt.

 

6 – Teenager meets flowerpower

Meine Freizeit als Jugendliche verbrachte ich in der Jugendgruppe des Schwäbischen Albvereins. Wir machten aktive Jugendarbeit mit Diskussionen, Singen, einer Volkstanzgruppe, unternahmen Wanderungen zusammen und hatten eine richtig gute Zeit.

Das war Mitte der Siebziger, die Zeit von Hippie-Flowerpower, 68er-Feeling und Joan Baez.

 

7 – Auf der Suche nach mir.

Mit achtzehn entdeckte ich das Cosmopolitan-Magazin, damit rückte die weite Welt in mein Blickfeld (für die Jüngeren: damals gab es noch kein Internet!) und ich wartete jeden Monat sehnsüchtig auf die neue Ausgabe. Darin fand ich dann eines Tages einen Artikel über den „Traumberuf Reiseleitung“.  Nun hatte meine Sehnsucht ein Ziel.

 

8 – Erster Mutausbruch.

Mit einundzwanzig, ich hatte inzwischen etwas Spanisch gelernt und die kaufmännische Ausbildung beendet, hängte ich meine Festanstellung an den Nagel und ging mit einem Saisonvertrag ins Ausland – als Reiseleiterin! Das Einsatzgebiet erfuhr ich erst 2 Tage vor Abflug.

 

9 – Destination unbekannt.

Dubrovnik, Mallorca, Teneriffa, Korfu und…. Gran Canaria. Das waren für Monate und Jahre meine …islands in the sun! Doch die Sehnsucht nach der weiten Welt war noch größer und weiter.

 

10 – Samba, Samba,olé!

Mit fünfundzwanzig war ich alleine! auf dem Karneval in Rio – völlig unbedarft, jung, hübsch, blond – doch zum Glück ist mir nichts passiert. Insider wissen, dass dies brandgefährlich ist. Ich flog quer durch Brasilien, verbrachte Nächte mit Fremden in einer Dschungellodge im Amazonas. Seither weiß ich, dass ich einen sehr guten Schutzengel habe!

 

11 – Faszinierendes Asien

Im „goldenen Dreieck“ am Dreiländereck Thailand – Laos – Burma (heute Myanmar) besuchte ich mit zwei Australiern die ethnischen Bergvölker in den Bergen. Die bunten Trachten und „Langhälse“ – faszinierend! Dort wird auch heutzutage noch Schlafmohn angebaut, woraus Opium hergestellt wird. Die Opiumpfeife habe ich dankend abgelehnt.

 

12 – Mein Herz schlug Kapriolen.

Bei meiner ersten Safari in die Masai Mara und Serengeti (Kenia/Tansania) wachte ich nachts auf, weil etwas neben unserem Zelt stand und tief schnaufte. Die Erde bebte als das Flusspferd – nach einer gefühlten Ewigkeit – weiter ging. Den Sternenhimmel – zum Greifen nah – werde ich ebenfalls niemals vergessen.

 

13 – Als Deutschland Geschichte schrieb…

war ich weit weg! Vom Fall der Mauer in Berlin hörte ich während einer Schifffahrt auf dem Beagle-Kanal in Feuerland – am Ende der Welt. Ich führte eine Reisegruppe durch die zauberhafte Welt der Gletscher in Patagonien/Argentinien und Chile.

 

14 – Die Reisen meines Lebens!

Drei Jahre lang Erlebnisreisen kreuz und quer durch Lateinamerika, drei Jahre „on the sunny side of life“, drei Jahre intensive Lebensschule, drei Jahre Probleme lösen, Gruppendynamik und Mädchen für alles. Die beste Zeit meines Lebens – bis jetzt!

 

15 – Koffer zu! Neues Kapitel auf!

Als Hoteleinkäuferin für den größten deutschen Reiseveranstalter verhandelte ich über Preise und Konditionen – und kannte jedes Hotel, jede Anlage auf Gran Canaria und den anderen Kanareninseln. Traumberuf Nummer zwei – Hoteltesterin!

 

16 – Dem Himmel ganz nah!

Auf der Trekkingtour in Nepal – bis heute eine meiner eindrucksvollsten Reisen überhaupt – habe ich eine ganze Woche lang die Haare nicht gewaschen. Eiskaltes Wasser zum Waschen – Katzenwäsche – geht gerade noch, Haare waschen hätte ich wohl nicht überlebt. Der glutrote Sonnenaufgang in Dhulikel „at the top of the world“ im Himalaya – für immer unvergessen!

 

17 – Apropos Höhenflug…

Es ging weiter aufwärts mit meiner Karriere. Traumberuf Nummer drei: Leitung Produktmanagement bei der Nobelmarke der Touristik. Die Luxushotels in ganz Europa waren mein tägliches Geschäft, zusammen mit meinem Team.

Neben Marketing, Führung, Marktforschung und Katalogproduktion weitere fünfzehn Jahre durch die Welt gereist…

 

18 – Alles, außer gewöhnlich!

Bei Produktpräsentationen auf der Bühne und bei Events liebte ich es, meine Message (Neuheiten) in Form eines Sketches oder kleinen Show zu präsentieren. Geführte Meditation am Hotelpool/Spa oder Frühstücksszene eines Ehepaares…es gab viele unterhaltsame Formate.

 

19 – Fünfundzwanzig fette Jahre im Beruf.

Doch natürlich, sie haben ihren Preis. Auch ich hatte und habe meine Päckchen zu tragen. Scheidung. Arbeitsplatzverlust. Neuorientierung. Kein Leben ist komplett unbeschwert! Die Kunst des Lebens ist jedoch, in den Problemen die Lernaufgabe zu sehen und daran zu wachsen. In jedem vermeintlichen Unglück steckt auch eine Chance.

„There is a crack in everything. That’s how the light gets in.“ Leonard Cohen

 

20 – Bücher liebe ich weiterhin.

Mein Bücherregal ist die pure Vielfalt. Von Robert Betz bis Eckhardt Tolle, Osho oder Tony Robbins. Von Isabel Allende bis Stefan Zweig. Von Al Gore bis Rudolf Steiner. Meine Lieblingsbüchlein seit Jahrzehnten sind „Siddhartha“ von Herrmann Hesse und „Der Prophet“ von Khalil Gibran.  Ach, ich vergaß die Stapel der Reiseführer, Reisemagazine und Bildbände….

 

21 – Bekanntlich ist das Tun viel eindrücklicher als „nur“ lesen.

Also standen Fortbildung, Seminare und Workshops – beruflich und persönlich – auch immer in meinem Fokus. Kommunikation, Führung, Marketing, Selbstfindung, Matrixenergie, Aufstellungsarbeit, Aurasehen, Manifestieren, zuletzt eine Ausbildung als Systemischer Coach. Und ich habe festgestellt – es reicht wohl nie! Wissbegierig wie ich bin…

 

22 – Mit Mitte fünfzig hatte ich nochmals einen „Mutausbruch“. 

Die scheinbare Ausweglosigkeit des beruflichen Hamsterrades, auch dies kenne ich! Die Ambivalenz, die Zweifel, wirklich etwas zu verändern. Dann erinnerte ich mich an meine „moments of excellence“ und es war klar! Ich wollte nochmals meinem Herzen folgen… du weißt schon …island in the sun! Diesmal Kuba! Unendlich viele magic moments in Havanna.  Hier erfährst du mehr darüber.

 

23 – Das Schreiben entdecke ich jetzt gerade wieder.

Zaghaft. Jahrzehnte war mein Schreibtalent Nebensache. Außer in Hotelbeschreibungen und Marketingtexten fand es keinen Niederschlag. Das soll sich ändern. Ich spüre, dass da noch etwas in mir schlummert, das gesehen werden will.

Gaben sind auch Aufgaben.

 

24 – Der schönste Tag meines Lebens!

So viele einzigartige Reisen!  So viele interessante Begegnungen! Und trotzdem! Der schönste Tag meines Lebens war 1998 – die Geburt meiner Tochter. Nichts kommt an dieses Glücksgefühl heran, das die Welle der Hormone auslöst. Ich bin unendlich dankbar, dass ich mich dafür entschieden habe. Lea, du bist ein Geschenk des Himmels.

 

25 – Das Beste sollte immer vor uns liegen! 

Einer meiner Lieblingssongs heute: Somewhere over the rainbow…. Ich bin sicher, dorthin werde ich gelangen. Früher oder später, wie jeder von uns.

Vorher jedoch, noch hoffentlich viele Jahre, leben – lieben – lachen …und viele Reisen machen. So Gott will, stehen die Chancen nicht schlecht. Mein Mann schmiedet eifrig Pläne – für die Jahre nach der Arbeit. Ruhestand wird es wohl kaum.

 

 

„Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen“

Pearl S.Buck

 

 

Dies ist ein Beitrag zur Blogparade von Birgit Schultz von Marketing-Zauber.

Danke für diesen großartigen Impuls! Das Schreiben hat mir unendlich viel Freude gemacht.