Kuba entdecken…

Die Rundreise beginnt …im Schneckentempo.

Wir verlassen Havanna und begeben uns auf Rundreise durch das Land, welches in der Form an ein Krokodil erinnert. 

Eile ist für die Kubaner eine ausländische Krankheit, die sie selbst nicht kennen. Schon das unzulängliche, öffentliche Transportsystem erfordert Geduld und Improvisation, per Anhalter ist oft die einzige Lösung.

Die Transportmittel sind vielseitig, vom Ochsenkarren bis zum LKW mit Bänken auf der Ladefläche ist alles dabei. Auf dem Lande ist das Fahrrad weit verbreitet. Einen Privat-PKW können sich nur sehr wenige Kubaner leisten, die Benzinversorgung ist lückenhaft und teuer.

 

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Entsprechend wenige Autos sind auf den Straßen unterwegs, das Straßenbild ist dafür umso bunter. Amerikanische Karossen aus den 50er Jahren in allen Farben und Modellen, Kutschen aller Varianten, Zweiräder mit aller erdenklichen Beladung, Lastwagen und Busse aus allen Jahrzenten.

Die neueren Modelle sind chinesische Mittelklasseautos, häufig sind es Mietwagen für Touristen. Die bekannten (deutschen) Edelmarken gibt es bisher selten auf Kubas Straßen, doch dieses wird sich wohl bald ändern.

 

Schweinebucht und pittoreske Orte mit Kolonialcharme

Vorbei an der geschichtsträchtigen Schweinebucht, mit wenig spektakulären Stränden, erreichen wir Cienfuegos, an der Südküste der Insel und am Karibischen Meer gelegen. 

Wer hier Bilderbuchstrände erwartet, wird enttäuscht! Erstaunlicherweise ist es die Nordküste zum Atlantik hin, die mit Traumstränden und türkisblauem Wasser begeistert. Die Südküste hingegen wartet mit pittoresken Städtchen und bezaubernden Landschaften auf.  

 

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Cienfuegos überzeugt mit Kolonialcharme und Arkaden beiderseits des Paseo del Prado, eine praktische Lösung um der Mittagssonne oder den tropischen Regengüssen zu entkommen.

Auch sonst wirkt die Stadt sehr gediegen, sauber und gepflegt. Am Parque Marti erinnert das altehrwürdige Terry-Theater an den Wohlstand der Zuckerbarone des vorletzten Jahrhunderts, unbedingt einen Blick hineinwerfen!

Im Hotel Palacio Azul, einem blauen Schlösschen mit bezauberndem Kolonialcharme, werden wir „wie Königs“ gebettet und umsorgt. Ein guter Tipp!

 

Die Zuckerlandschaft

Auf der Panorama-Küstenstraße geht es in Richtung Trinidad. Das Meer versteckt sich dabei hinter üppig grünen Hügeln, die Landschaft ist geprägt von Zuckerrohrfeldern und immer wieder Haine mit hoch gewachsenen Königspalmen.

 

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Die Königspalme, dieser majestätisch wirkende und doch anmutige Baum ist das Wahrzeichen von Kuba und findet sich auch in der Nationalflagge. „Immer wenn ich eine Königspalme sehe, bin ich stolz auf mein Land und freue mich Kubanerin zu sein“ sagt Carmen dazu, die wir später auf Cayo Guillermo treffen werden.

Kubas Kleinod im Wandel

Trinidad ist eine der neun kubanischen Unesco-Weltkulturerbestätten und für mich die Bezaubernste. Beim Schlendern durch die farbenfrohen Gassen, auf jahrhunderte altem, dickem Kopfsteinpflaster entfaltet sich Karibik-feeling pur.

Das Straßenbild ist geprägt von Einheimischen aller Hautfarben, die bedächtig ihrer Arbeit nachgehen, durchsetzt mit fotografierfreudigen Touristen.

 

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In vielen Hauseingängen zeigen die privaten Kleinunternehmer ihre Waren. Erstaunlich wie erfinderisch die Not macht, aus alten Getränkedosen entsteht Spielzeug, aus antiken Löffelstielen werden Silberringe und aus Hülsenfrüchten Modeschmuck.

Rund um den Hauptplatz Plaza Mayor mit der Kirche Santisima Trinidad sind prachtvolle Stadtpaläste der ehemaligen Zuckerbarone zu besichtigen, heute allesamt Museum.

Unser Abendessen im Paladar Sol Ananda hinterlässt bleibenden Eindruck. Nicht nur aufgrund der hervorragenden Küche, auch durch die originelle Dekoration des Restaurants, unter anderem mit einem Bett im Weinkeller.

Abends verwandelt sich die große Steintreppe neben der Plaza zum Salsa-Hotspot um begnadeten Tänzern zuzuschauen oder selbst in den Rhythmus einzutauchen.

 

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Wir wollen die Altstadtgassen nochmal in aller Herrgottsfrühe erkunden, die Chance auf einen netten Plausch ist dann am größten.

So entdecken wir unseren Friseur-Galeristen; ein uralter, hölzener Rasierstuhl weckt meine Aufmerksamkeit. Der Friseurladen entpuppt sich dabei gleichzeitig als Kunstgalerie. Die Kundschaft schläft wohl noch, so erzählt uns Abél redselig aus seinem Leben und, ganz Geschäftsmann, versucht er auch eines seiner Kunstwerke an die Frau zu bringen.

 

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„Inzwischen leben schon viele Ausländer in Trinidad“ erzählt er uns, „auch eine deutsche Frau hat ein Geschäft eröffnet, sie hat einen Kubaner geheiratet .

“Wie viele denn „viele“ sind, möchte ich wissen…. „oh, ganz bestimmt vier oder fünf….“ Das ist Kuba. Man lebt mit anderen Maßstäben.

 

Die Sierra Escambray… und jede Menge Wasserfälle 

Den grünen Nationalpark Topes de Collantes erreicht man von Trinidad über eine abenteuerliche Fahrt. Es geht etwa eine Stunde bergauf, in vielen Haarnadelkurven und auf wellbrettartiger Fahrbahn. Die Aussicht auf Trinidad und die Küstenebene bis hin zu den Stränden der Playa Ancón ist grandios.

Zu unserer Überraschung thront oben auf dem Berg ein „Kurkrankenhaus“ mit deutscher Schrift über dem Eingang. Eine Erinnerung an ostdeutsche Beziehungen und Austauschprogramme.

Um Längen besser gefällt uns das kleine, einfache Eco-Refugium, das wir zufällig am Wegesrand entdecken. In tropische Natur eingebettet und mit Naturplanschbecken lässt es sich auf der Terrasse und in den 3 Gästezimmern komplett entspannen, „digital detox“ inklusive.

Eine Wanderung entlang des Rio Melodioso eröffnet wunderbare tropische Naturvielfalt und immer wieder faszinierende Wasserfälle, die zum Bad einladen.

 

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Die Gesichter von Kuba

Im landschaftlich beeindruckenden Tal der Zuckerrohrmühlen, dem Valle de los Ingenios, liegt die Hacienda Iznaga mit dem Sklaventurm.

Dicht dabei ein altertümlicher Bahnhof mit einer Dampflok aus dem vorletzten Jahrhundert. Aber tatsächlich, sie fährt noch! Für Touristen eine Attraktion, für die Einheimischen eine Notwendigkeit. Aus der Zeit der Zuckerrohrblüte und Sklaverei gibt es quer durch das Land ein Schienennetz, damit einhergehend zahllose Bahnübergänge ohne Schranken. Doch Vorsicht, auch wenn es nicht so aussieht, ab und zu kommt ein Zug gemächlich angetuckert.

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Die Zuckerproduktion führte vom 16.-18.Jh zu viel Wohlstand, basierend auf der Ausbeutung der aus Afrika importierten Sklaven.

Der Plantagenbesitzer und heutige Nationalheld Carlos M. de Céspedes ließ als erster seine Sklaven frei. Er setzte sich gemeinsam mit ihnen als Befreiungskämpfer gegen die spanischen Kolonialherren an die Spitze der Widerstandsbewegung. Im Jahre 1870 wurde von den Spaniern das Ende der Sklaverei verkündet.

Die Kombination der Rassen aus indigenen Ureinwohnern, weißen Kolonialeinwanderern und
afrikanischen Stämmen bilden heute das vielfältige Gesicht Kubas.

 

Wenn die Fahrt zum Abenteuer wird

Über Sancti Spiritus und Ciego de Avila führt die gut ausgebaute Landstraße nach Camagüey. Vergleichsweise wenig Verkehr lässt die Fahrt tagsüber stressfrei verlaufen.

Ganz anders nach Einbruch der Dunkelheit. Ein Traktor und mehrere Ochsenkarren ohne Beleuchtung tauchen in letzter Sekunde aus dem Dunkel auf. Fahrräder und Fußgänger am Straßenrand sind noch am einfachsten zu umrunden, ganz unerwartet steht eine Kuhherde auf der Fahrbahn. Die Erkenntnis: morgens unbedingt rechtzeitig los fahren, um keinesfalls in die Nacht zu kommen!

 

Von Camagüey nach Santiago de Cuba

Hier tickt die Uhr noch langsamer als im restlichen Kuba …sagt man. Und es gibt noch weniger Straßenschilder.

 

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Unser Hotel in der Altstadt zu erreichen, wird zu einer einstündigen Odyssee durch enge Altstadtgassen.

Hügel rauf, Hügel runter, inklusive Fahrt durch die kubanischen „Slums“. Mit unzähligen Schlaglöchern, offenem Gullideckel mitten auf der Straße.

Schwarze Mammas sitzen mit Lockenwicklern auf der Haustreppe, Bierdosen auf der Straße sind als Slalomstrecke für die spielenden Kinder aufgestellt, um 11 Uhr nachts!

 

 

 

Es hätte ganz einfach sein können,

das Hotel direkt gegenüber der Kathedrale zu finden. Wären da nicht viele Straßen aufgrund des Papstbesuches gesperrt gewesen…. und wenn man das vorher gewusst hätte!

 

Das Abendessen im Paladar „Salon Tropical“ ist vorzüglich. Die warme Abendbrise und der Sternenhimmel über uns lassen den Stresspegel im Nu unter Null fallen. Das musikalische Angebot für Nachtschwärmer ist beeindruckend, doch wir entscheiden uns für die Matratze.

Und am nächsten Tag? Die Festung El Morro, die Moncada-Kaserne und den Friedhof Santa Ifigenia mit der Wachablösung sollte man auf jeden Fall anschauen. Fidel Castro hatte hier schon zu Lebzeiten sein Grab reserviert und ist seit 2016 hier bestattet.

Für die zahllosen Museen von Santiago haben wir leider keine Zeit.

 

Auf in die Bilderbuch-Karibik… 

Vorbei an Guantanamo  – nicht viel zu sehen – geht es anderntags nach Baracoa. Aufgrund der abgeschiedenen Lage und schlechten Straße dorthin, ein wahres karibisches Kleinod. 

 

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Knapp 250km mit einer halben Tankfüllung sollten eigentlich zu schaffen sein. Aber wer weiß, ob es an der Tankstelle in Baracoa tatsächlich Sprit gibt für die Weiterfahrt. Also wollten wir auf jeden Fall noch tanken.

Doch das fällt uns erst wieder ein, als die Tankanzeige aufblinkt – als wir inmitten eines sintflutartigen Regengusses im ersten Gang den Berg hinauf kriechen, noch gut 100km und unzählige Kurven von Baracoa entfernt.

Wir scheinen die einzigen auf der ganzen Strecke zu sein und sehen uns schon von den Wassermassen ins Tal gespült… 

Doch da, schlagartig hört der Regen auf, ein Sonnenstrahl, die Straße dampft, und wir sind endlich auf der höchsten Stelle angekommen. Von nun an geht es im Leerlauf bergab, noch 70km, noch 60km, 50km … und große Freude, eine Tankstelle!

Doch leider gibt es kein „especial“, nur Normalbenzin. Sollen wir es riskieren, anstatt Super das Normalbenzin zu tanken? Gerade will ich schon einfüllen, da sehe ich den alten, handgeschriebenen Zettel an der Eingangstür: „Aviso: carros de alquiler solo especial“ – Warnung: Mietwagen nur Super tanken!  

Man darf ja auch mal Glück haben… spanisch verstehen… und mit dem letzten Tropfen Benzin in Baracoa ankommen.

Kleine Fluchten aus dem kubanischen Alltag

Norge ist das Lexikon von Baracoa, ein großer, hagerer Mann, der sich autodidaktisch Deutsch beibrachte und heute als Tourist Guide arbeitet. Mit ihm entdecken wir Baracoa und Umgebung.

Hinaus zum Rio Toa, bei der Bootsfahrt und durch die dschungelartige Vegetation fühle ich mich in den Amazonas versetzt. Im Hintergrund ragt der El Yunque aus dem satten Grün und erinnert in der Form an den Tafelberg.

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Zu seinen Füßen breitet sich der Humboldt Nationalpark aus, für Naturliebhaber längst kein Geheimtipp mehr.

Ein Stück weiter mündet der Fluss Duaba in einem breiten Kies- und Sanddelta ins Meer. „Dies ist im Sommer der beliebteste Picknick-Platz der Einheimischen“, erzählt uns Norge.

Am Cañon del Yumuri, nahe der östlichsten Spitze der Insel (Punta Maisí) und inmitten traumhafter Naturkulisse nehmen wir ein Bad im Fluss und ein Bauer schleppt frisch