Buenos dias, Havanna!


Havanna ist die Intensität des Lebens in seiner sinnlichsten Ausprägung. Eine Sinfonie der Farben, Gerüche, Geräusche, begleitet vom Licht der Sonne und dem Spiel der Wellen – das mich von meinem Wohnzimmerfenster aus jeden Tag in den Bann zog. Jeder Tag in dieser fremden Stadt war faszinierend, immer brachte mich irgendetwas zum Staunen.

Nun wollte ich es wissen. Ist die Faszination noch da?

Wird mich die Magie Havanna’s wieder beflügeln? Die letzten zwei Jahre lebte ich quasi in einer Fernbeziehung mit der Stadt, immer im Kontakt, doch weit weg. 2015 bin ich ihrem Charme erlegen. 2016 ging ich wieder und bin über ein Jahr dort geblieben.

Als meine Auszeit in Havanna zu Ende ging, nahm ich schweren Herzens Abschied – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Nun kehrte ich zurück.

 

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Kuba-Havanna-Gran teatro am Parque Central

 

Oh ja, 2016 in Havanna war ein besonderes Jahr, eines das Geschichte machte. Ein Jahr des Aufbruchs und der Euphorie.

Geprägt vom Besuch Obamas und zuvor des Papstes, vom Glamour der Sternchen rund um die Chanel-Modenschau auf dem Prado. Vom Sound der Rolling Stones, die ein kostenloses Live-Konzert gaben… (natürlich war ich dort) und den Sommerhits aus den dröhnenden Lautsprechern der bunten Oldtimerautos. Enrique Iglesias liess hier sein Video drehen für den Welthit Súbeme la radio 

Ich bekomme heute noch Gänsehaut….

 

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Nach fast 60 Jahren Blockadepolitik der USA und sozialistischer Mangelwirtschaft in Kuba schien es, als ob durch die Handreichung Obamas in 2015, ein Vorwärts in der wirtschaftlichen Entwicklung möglich wäre. Die Kubaner freuten sich und feierten.

Und dann gewann Trump die Wahlen in den USA. Schluss, aus mit der Annäherung.

Und dann starb auch noch Fidel Castro. Schluss, aus mit der Feierlaune. 10 Tage verordnete Staatstrauer.

 

 

Dennoch, der Tourismus entwickelte sich rasant weiter. Die neuen Flugverbindungen aus den USA sorgten für reichlich People-to-People-Besucher, die mal eben kurz nach Kuba flogen, das so lange verbotenes Land für sie war.

Kreuzfahrtschiffe aus Miami legten in Havanna an und spuckten mehrmals pro Woche ein paar tausend Touristen aus, die durch die Altstadtgassen bummelten und abends wieder aufs Schiff gingen.

Das hat seine Spuren hinterlassen. Ebenso wie der Hurrikan Irma, der im Herbst 2017 das Land und auch Havanna verwüstete.

 

Im Wunderland der Touristen

Ich spaziere durch die Altstadtgassen von Habana vieja. Keine Frage, an den vier Hauptplätzen ist die alte Diva mächtig herausgeputzt, schön renoviert und geschminkt. Beim Blick nach oben säumen imposante Paläste verschiedener Stilrichtungen die Straßen.

Wenn diese morbide Pracht irgendwann mal komplett renoviert ist, wird dies ein Schatzkästchen ohnegleichen, ein einzigartiges Kulturgut ist sie auch jetzt schon.

 

 

Noch nagt der Zahn der Zeit an vielen Fassaden, starker Regen bringt Balkone zum Absturz und in den alten Gebäuden leben Menschen in erbärmlichen Verhältnissen.

Doch diese Menschen sind fröhlich, sie lachen und plaudern miteinander, sitzen am Nachmittag und Abend vor der Tür auf den Stufen oder auf einem alten Plastikstuhl. Sie winken mir zu. Ein allzu neugieriger Blick von mir ins Haus hinein, bringt eine Frau in Verlegenheit. Ich schäme mich.

 

 

Bezeichnenderweise hängt auch noch ein Schild an der Tür: hier wohnt der/die Vertreterin des CDR – das Komitee zur Verteidigung der Revolution.

In jedem Stadtviertel gibt es mehrere Vertreter, die dafür sorgen, dass das revolutionäre Gedankengut gewahrt wird. Sie sind akzeptiert und anerkannt, weil sie gleichzeitig Fürsorge und Sozialarbeit des Staates vertreten. Und in gewisser Weise auch für Ordnung sorgen.

 

 

„Yo soy famosa“

Ich will das Capitolio besuchen, das Wahrzeichen von Havanna, das seit vielen Jahren zwecks Renovierung geschlossen hatte und nun wieder eröffnet wurde. Vergeblich. Es hat zu. Warum weiß keiner. So wird es mir noch weitere drei Male gehen in den nächsten Tagen.  

Bei dem Tempo der Erneuerung wird das Parlament noch lange am Revolutionsplatz ansässig bleiben.

Gegenüber an der Mauer sitzt eine alte Frau mit Hibiskusblüten auf dem Kopf und einer Zigarre in der Hand. Sie posiert für Touristenfotos.

 

Ich unterhalte mich mit ihr. Sie fragt nach Wasser und hält mir ihren Becher hin. Ein ums andere Mal murmelt sie: „Yo soy famosa“ (ich bin berühmt) und erklärt mir, dass sie schon das Titelmotiv auf Messefotos und Kubareiseführern war.

Zu einer grundlegenden Verbesserung ihrer Einkünfte und Lebenssituation hat dies offenbar nicht geführt. Ich gebe ihr einen Cuc und wünsche ihr alles Gute!

 

Schluss mit dem amerikanischen Besucherstrom 

Kuba hatte für 2019 die 5 Millionenmarke an Besuchern angepeilt.

Doch auch dies dürfte nun Geschichte sein.

President Trump änderte und verschärfte mehrmals die wirtschaftlichen Bedingungen. Es wurde bereits die Höhe für Geldüberweisungen der Exilkubaner nach Kuba reduziert – was den kubanischen Staat empfindlich trifft, da es eine wichtige Deviseneinnahmequelle ist.

Nun wurde kurz darauf ein Gesetz in Kraft gesetzt, das es Exilkubanern ermöglicht, nach der Revolution durch den kubanischen Staat enteignete, private Immobilien einzuklagen.

Im Juni 2019 schließlich änderte Trump von heute auf morgen die Gesetzeslage und kappte den amerikanischen Besucherstrom nach Havanna.

Er verschärfte die Bedingungen für eine Erlaubnis der People-to-People-Reisen von Amerikanern nach Kuba und verbot den amerikanischen Kreuzfahrtschiffen das Anlaufen in Kuba.

Damit fehlen jede Woche Tausende von Tagestouristen – für die kleinen Geschäfte ein Desaster. Für den Erhalt der kubanischen Illusion ein Segen….

 

Trump will den kubanischen Staat unter Druck setzen

doch die Maßnahmen treffen überwiegend die Bevölkerung. Die privaten Einzelhändler und Paladare (private Restaurants) in der Altstadt und ganz erheblich die privaten Oldtimer-Besitzer mit Taxilizenz, deren Anzahl enorm gestiegen ist.

Die Kreuzfahrtgäste brachten das Geschäft… bis Anfang Juni 2019, dann war von heute auf morgen Schluss. So ist das Leben in Kuba – völlig unberechenbar!

 

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Oldtimer in dritter Generation – sichert ein weit überdurchschnittliches Einkommen

 

Ich unterhalte mich mit Valentin, er hat seinen türkisfarbenen Schlitten in dritter Generation vom Großvater. Die Taxilizenz kostet ihn monatlich 700 Cuc (ca. 700€), eine ungeheure Summe, wenn man weiß, dass ein normaler Staatsangestellter etwa 30 Cuc im Monat verdient.

Doch die „cuentapropistas“ also Privatunternehmer, arbeiten überwiegend im Tourismus und da sind Preise wie in Europa an der Tagesordnung. Eine Stunde Rundfahrt im Oldtimer kostet locker 30-40 Cuc.

Dennoch, auch für Valentin ist es nicht einfach. Allein für die Lizenz muss er jeden Tag eine Stunde fahren, dann noch Benzin, Unterhalt, Reparaturen und Verdienst …. Und wo sollen jetzt die vielen Fahrgäste herkommen?

So ist das Leben in Kuba

– völlig unberechenbar

 

Es gibt in Kuba heute noch etwa 60.000 solcher Oldtimer. 1959 waren es 150.000. Das erzählt uns Julio Alvarez, der die bekannteste (private) Oldtimer-Werkstatt in Havanna betreibt.

Er sucht und kauft die alten Autos im ganzen Land, oft schrottreif, für etwa 6000 Cuc, renoviert sie über 9 Monate in mühevoller Handarbeit. Rund 25.000 Cuc bekommt er dann dafür. Für den Fahrer soll sich das in einem Jahr amortisieren…ob das so stimmt?

Ohne Amerikaner sicher nicht mehr!

 

  

 

Er fragte sich, was er mit seinem Leben anfangen soll.

Am Sonntag treffe ich mich mit Yoan und seiner Mutter samt jüngerem Bruder. Yoan ist sowas wie mein kubanischer „Patensohn“ oder Mentee.

Wir sind uns vor 3 Jahren am Malecon begegnet. Das ist die Uferpromenade am Meer. Ich saß auf der Mauer und schaute zum Sonnenuntergang. Er saß in der Nähe auf der Mauer und schaute betrübt aufs Wasser. Nach einer Weile kamen wir ins Gespräch.

Wir sprachen spanisch. Er wirkte auf mich wie ein großes Kind, 20 Jahre alt, gerade vom Militär entlassen. Er wusste nichts von der Welt und wenig vom Leben, war nie aus Havanna hinausgekommen. Kein Wort englisch, arbeitete nun als Botenjunge bei einem Kulturinstitut. Doch er fühlte sich verantwortlich für seine kranke Mutter und den kleinen Bruder. Der Vater hatte sich schon lange aus dem Staub gemacht.

Er war in seiner kindlichen Unbedarftheit so rührend ehrlich und offen. Er fragte mich, was er mit seinem Leben anfangen soll. Wie er einen Weg finden könnte, in eine bessere Zukunft.

Es fehlte zuhause materiell an fast allem. Doch er hatte das Wichtigste mitbekommen: Aufrichtigkeit und tiefe Herzenswärme, sein Blick offenbarte alles.

Wir sprachen sehr lange. An diesem Abend auf der Mauer und viele weitere Male.

 

 

Von fast null auf Weltklasse 

Er meldete sich zum Englischkurs an und suchte sich einen Tanzlehrer. Mit etwas Glück und Geschick gibt es das in Kuba für wenig Geld. Eine der Errungenschaften der Revolution – Bildung für alle.

Er begleitete meine Tochter während ihres fünfwöchigen Aufenthalts in Havanna, stets höflich, respektvoll und zuvorkommend. Er zeigte bemerkenswerten Ehrgeiz und große Selbstdisziplin, bis heute.

Er legte seither einen vorbildlichen Werdegang hin. Seit kurzem ist er professioneller Tänzer im Ensemble des Tropicana-Cabaret….der Traum von unzähligen Kubanern. Die Show des Tropicana hat Weltniveau. Ich freue mich enorm mit ihm. Mittlerweile spricht er passabel englisch und will nun deutsch lernen.

 

 

 

Existenzangst im Sozialstaat 

Rosa, die Mutter und Yoandri, der Bruder umarmen mich fest. Ich war damals zum Weihnachtsessen bei Ihnen in ihrer bescheidenen Behausung eingeladen. Das hat auf beiden Seiten tiefe Emotionen erzeugt.

Heute schlendern wir durch Havanna und erzählen uns die Neuigkeiten.

Zuhause haben sie seit Tagen kein fließendes Wasser. Die Leitung ist defekt. Das Dach ist undicht und es regnet hinein. Der Kühlschrank ist endlich abbezahlt, so dass sie sich nun um die Reparatur des Häuschens kümmern kann. Doch das Holz ist alt und morsch. Sie hat Angst, dass es beim nächsten Hurrican nicht standhält.

Beim Staat hat sie schon lange eine andere Bleibe beantragt. Vergeblich.

Dabei ist sie eine linientreue, geschätzte Patriotin und arbeitet fleißig im Vorstand der staatlichen Gewerkschaft. Zur jährlichen Auszeichnungs­urkunde erhielt sie diesmal sogar ein Tablet geschenkt. Sie holt es freudig aus der Tasche und zeigt es mir.

Ich bin dennoch insgeheim fassungslos. Eine Sonderzahlung fr eine Waschmaschine wäre nützlicher…. Zuhause fehlt es an so vielem. Von meinen 23kg Fluggepäck ging etwa die Hälfte an die Familie. Überwiegend gebrauchte Kleidung, Schuhe, Taschen…

 

„Hay que inventar“ – man muss sich was einfallen lassen.

Ich frage nach ihrem Gesundheitszustand. Sie hat von Geburt an einen Herzfehler und muss regelmäßig Medikamente nehmen. Medizinische Versorgung ist in Kuba für alle kostenlos – eine weitere Errungenschaft der Revolution. Dennoch verdüstert sich ihr Gesicht.

Derzeit gibt es im ganzen Land kein Antibiotikum. Das hat sie von einem befreundeten Arzt erfahren. Natürlich wird das nicht publik gemacht. Und es macht ihr große Sorgen. Ihr Herzmittel musste auch schon ausgetauscht werden, weil es das andere nicht mehr gibt. Was, wenn es mal gar keins mehr gibt?

Und ich denke: Wer privat bezahlen kann, für den findet sich immer was. Reiche Kubaner (ja, die gibt es!) und Touristen sind von so etwas nie betroffen.

Genauso wenig wie von der Lebensmittelknappheit im Land. Durch den Devisenmangel des Landes kann vom Staat nicht genügend importiert werden und immer wieder fehlen zeitweise Lebensmittel: mal Eier, mal Mehl, mal Speiseöl…. Die Supermarktregale sind ja immer sehr „übersichtlich“ und ohne Auswahl, doch jetzt regelrecht leer.

Wieder mal ist die Kreativität der Kubaner gefragt. „hay que inventar“

 

 

 

Kubaner sind sauber – außer am Strand!

Vom Parque Central fährt der Touristenbus für 5 Cuc im Shuttleservice an die Playas del Este – die schönen Strände etwa 20km vor den Toren Havannas. Mein liebster Strandabschnitt war immer der erste Stopp an der Playa Tarará, wo der Bus jetzt leider nicht mehr hält (nur noch per Taxi).

Also fahre ich heute bis Las Terrazas, dem letzten Stopp. Erfreut stelle ich fest, dass wieder jede Menge Sand da ist, den das Meer zeitweise abgetragen hatte. Türkisblaues Meer, leicht plätschernde Wellen, 29 Grad Wassertemperatur… Herz was willst du mehr?

 

Am späten Nachmittag, als die Liegestühle schon zusammen geräumt werden, laufe ich den schönen, kilometerlangen Strand entlang…. an Bocaciega vorbei, bis Guanabo, von wo ich mit dem Linienbus zurückfahren will.

Je weiter ich komme, um so mehr Müll säumt das Ufer. Unmengen leere Dosen, Rumflaschen, cajitas mit Essensresten …wie ein Teppich überzieht dieser Unrat den Strand. Ich bin erschüttert und kann es kaum glauben…. nie zuvor hatte ich diese Schweinerei gesehen!

Ich spreche die patroullierenden Polizisten an und sie versichern mir, dass am nächsten Morgen alles wieder sauber wäre. Und das ginge nichts anders, weil es zur Zeit keine Mülleimer gäbe…

 

Recycling auf kubanisch

Am nächsten Morgen bin ich schon um 9 Uhr am Strand – und damit vor dem Reinigungstrupp. Die Brigade kommt kurz darauf und beginnt den Müll zu kleinen Häufchen zusammenzukehren.

Währenddessen beginnt der Liegestuhlmann seine Liegestuhlreihen aufzubauen…. Er wartet nicht, bis die Müllmänner fertig sind. Entsprechend umständlich und nachlässig geht das Einsammeln der Dosen in Plastiksäcke und danach des restlichen Mülls.

Die Dosen werden von den Müllmännern an Sammelstellen abgegeben und sie bekommen sie nach Gewicht bezahlt. Ob sie für das Einsammeln – also die Strandreinigung an sich – vom Staat bezahlt werden, konnte ich nicht herausfinden.

In der Stadt sieht man ebenso Dosensammler an Papierkörben und Müllcontainern. Ich beobachtete, wie ein alter Mann sich in die Ecke setzte und die Dosen mit einem Stein platt klopfte.

Auch auf Souvenirmärkten findet sich allerlei Kreatives, das aus Dosen oder Dosenringen hergestellt wird.

Ich lasse meine Dosen trotzdem nicht am Strand zurück. Auch über den Hausmüll in den Containern finden sie ihren Weg zum Recycling.

 

 

Die nicht mehr ganz neue Mittelschicht

Seit Raul Castro im Jahre 2011 mit seinen Reformen das Privatunternehmertum (cuenta propistas) ermöglichte, und auch der Tourismus zum wichtigsten Wachstumsmarkt deklariert wurde, geht die Schere in der kubanischen Gesellschaft extrem auseinander.

 

 

Auf der einen Seite die Privilegierten mit einem Tourismusjob, Privathaus zur Vermietung, Privatunternehmen oder Verwandtschaft (Geldsender) im Ausland – in welcher Konstellation auch immer.

Andererseits die geschätzt ein Drittel anderen Kubaner, die mit umgerechnet ca. 30-40 Cuc (gleich €) staatlichem Lohn pro Monat nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen. Da hilft auch die aktuell per Reform erfolgte Verdoppelung der Staatsgehälter nur geringfügig.

Doch fast alle finden einen Weg, ihr Dasein über weitere Einkünfte zu verbessern, oft halblegal.

 

 

 Staatlicher Lohn ist nicht gleich Einkommen.

Es wird vom Staat abgezwackt („ist vom Lastwagen gefallen“) und auf dem Schwarzmarkt weiterverkauft. Da werden teure Markenschuhe im Sammeltaxi angeboten, der Verkäufer fuhr extra ein paar Straßen mit.

Es werden äußerst kreativ Dienstleistungen und Produkte erfunden – für Kubaner und noch viel mehr für Touristen – hay que inventar!

Das Wechselgeld wird oft nicht so korrekt gezählt und dergleichen mehr. Auch das Phänomen der „jineteras/ jineteros“ (beiderlei Geschlechts) ist so entstanden, die als Begleitung ihre vielfältigen Dienste anbieten.

So verwundert es eigentlich nicht und doch bin ich immer wieder erstaunt, wie viele gut situierte Kubaner es scheinbar gibt.

 


Da staune ich schon, wenn ein staatlicher Reiseleiter erzählt, dass bei Kubanern die Schuhe der Marken Nike und Adidas sehr beliebt sind und man bei einer Massage im Hotel-Spa 5€ Trinkgeld geben sollte…neben den berechneten 50-70 Cuc/€.

Und er selbst bei einer Rundreise 10€ Trinkgeld pro Person/Tag bekommt. Oft sind es ja Gruppen. Stimmt es tatsächlich, Manipulation oder doch eher Wunschdenken?

So erklärt sich vielleicht auch, wie ein anderer seine Eigentumswohnung in einem der besten Viertel von Havanna innerhalb von nur drei Jahren abbezahlen konnte. Das Geld hatte ihm sein Onkel geliehen, der ein bekanntes Privatrestaurant (Paladar) besitzt. Nebenbei bemerkt: die Immobilienpreise sind inzwischen explodiert, die Wohnung dürfte heute locker das dreifache kosten.

Kurzum: Es gibt de facto eine krasse Zweiklassengesellschaft, die es im sozialistischen Wirtschaftssystem doch eigentlich nicht gibt…

 

Die hippen Locations der Insider und Cuc-Verdiener

Ich kenne viel von der Welt, doch nirgendwo sonst habe ich bisher diese Mischung aus maroder Eleganz, Kreativität und hippem Lifestyle erlebt.

Einige Locations in Havanna sind so besonders und einzigartig, dass sie zu Recht Kultstatus erlangt haben. Nein, ich rede hier bestimmt nicht von Hemingway‘s Touristenmagneten.

 

 


Erste Adresse und der wohl gefragteste Paladar (Privatrestaurant) Havanna’s ist La Guarida. Über eine imposante Treppe und Zwischenetage gelangt man in den 3. Stock. Ein „Must“ ist die Dachterrasse mit dem riesigen Bilderrahmen und Blick über die Dächer der Stadt.

Wir waren auf dem Weg dorthin und standen plötzlich und unerwartet vor dem neuen Szenelokal MichiFu. Ein Blick von der Straße auf die imposanten Lüster und die warmen Klänge des Saxophons genügten und es zog uns hinein. Kreative Ausstattung, überzeugende Speisekarte, faire Preise und so ein tolles Ambiente! 

 

 

Ein neuer Ort zum entspannten Sunset ist das Malécon 663, direkt an der Uferpromenade. Unten Bar, darüber Casa Particular und ganz oben eine schöne Dachterrasse, alles in ungewöhnlicher, kreativer und ansprechender Deko.

 

 

 

Einzigartig ist auch das Ambiente und die Ausstattung im Café Belview, des deutschen Fotografen Sven Creutzmann. Bewusst versteckt und etwas außerhalb im Stadtteil Vedado (Calle 6 esquina Avd. 19) gibt es leckeres Essen und samstags sogar deutsches Brot. Ein Treffpunkt der Expats und Insider.

 

Kuba-Havanna-bezauberndes Ambiente im Café Belview

credit: Sven Creutzmann / Café Belview, Havanna

 

Die Fabrica de Arte (FAC) ist ein kultureller Hotspot für Nachtschwärmer und bietet eine Mischung aus Livemusik, Bars, Kino oder Modenschau, Terrasse und Galerie samt vorzüglichem Restaurant „El Cocinero“ im Backstein-Ambiente mit Schornstein der ehemaligen Fabrik.

Es gibt noch ein Dutzend mehr an solch besonderen Adressen. Du findest sie in meinem Insider-Guide.

Vivir la fantasia – das Nostalgie-Märchen leben!

Kuba ist eine Zeitreise in die Vergangenheit. In Kuba prallen extreme Welten aufeinander. Sozialismus und Kapitalismus.

Wirkliche Armut – wenngleich sozial abgefedert – und die Illusion der Tourismusindustrie, die mit chromglänzenden Oldtimern, anspruchsvollem Kulturangebot, sinnlicher Musik und Tanz, schicken Paladares und Locations, und auch immer mehr Top-Luxushotels das reiche Kuba von einst (vor der Revolution) wiederbelebt.

 

 

Als Besucher und Tourist hat man die Wahl, welches Kuba man kennenlernen will.

Kuba kann dich fordern oder faszinieren! Oder beides.

 

Per Individualreise mit Mietwagen hast du viele interessante Erlebnisse, kannst deine Unterkünfte deinem Budget anpassen (z.B. eine Kombination aus Casas Particulares und Hotels) und Termin und deine persönliche Route vorgeben. Damit es wirklich Urlaub wird und möglichst stressfrei abläuft, solltest du auf jeden Fall den Mietwagen und die Unterkünfte vorab buchen. Beispiel einer Mietwagen-Rundreise.

Dennoch kann das Fahren mangels Beschilderung und bescheidener Straßenverhältnisse ein kleines „Abenteuer“ sein. Auch Benzin ist nicht immer und überall verfügbar. 

Die individuelle Komfort- bis Luxusvariante ist eine Mietwagen-Rundreise mit Driverguide, der sich unterwegs um alles von A-Z kümmert. Hier kannst du komplett entspannen, erleben und genießen. Wagenklasse,  Unterkünfte und Hotels sind individuell wählbar.  > hier anfragen

Eine weitere beliebte Variante ist eine Kleingruppenreise mit fixem Programm und deutsch sprechendem Reiseleiter. >> zu den diversen Angeboten

 

Der größte Schatz Kubas sind seine Menschen.

Lebenslustig, gastfreundlich und humorvoll.

 

Wenn du ihnen wirklich begegnen willst, dann musst du auf’s Land, raus aus den Touristenzonen, wo die meisten nur auf’s Geld verdienen aus sind. Die Seele Kuba’s findet sich abseits der Trampelpfade.

 

Und so endet auch meine Geschichte: wie in jeder Beziehung kommt nach der Euphorie des Verliebtseins unweigerlich die Phase der Ent-täuschung; man sieht auch die Ecken und Kanten, man arrangiert sich und lernt auch diese zu lieben…oder… viele Wege trennen sich hier.

 

Die Faszination und Leichtigkeit des Seins habe ich diesmal nicht gefunden. Doch ich komme wieder – irgendwann. 

Bis bald, mein Havanna!

 

„Jede Reise ist ein Weg zu mehr Selbsterkenntnis“ 

 

Hier findest du weitere Kuba-Geschichten von mir:

 Alltagsszenen aus Havanna

Havanna – Trendmetropole der Karibik

Kuba- vier einfache Wege, die Menschen direkt zu unterstützen

Kuba entdecken – Teil 1 Havanna

Kuba entdecken – Teil 2 – Rundreise durch das Land

Kuba- gut zu wissen

 

Quellenangabe:

Kuba-Tourismus im Aufschwung

USA schränken Reisen nach Kuba ein

Cubaheute.de   informiert fundiert zu vielerlei Themen rund um Kuba